Gründungs­aktivitäten an Hochschulen und Gründungs­förderprogramme

Hochschulen unternehmen zahlreiche Anstrengungen, um mehr Unternehmensgründungen innovative Geschäftsmodelle hervorzubringen. Ziel dabei ist es, den Transfer Wissen und Know-how aus der Hochschule in die Gesellschaft zu erhöhen.

 
Gründungsvorhaben an Hochschulen
Die teilnehmenden Hochschulen melden für das Jahr 2019 zusammengenommen 2.176 Gründungen von Spin-offs, sozialen Unternehmen (Social Enterprises) und (akademischen) Start-ups. Das bedeutet im Mittel 12,4 Gründungen je Hochschule und 10,5 Gründungen je 10.000 Studierende. Auf große Hochschulen fallen 942 der Gründungen und damit 43 Prozent, bei den mittleren sind es 869 (= 40 Prozent) und bei den kleinen 365 (= 17 Prozent). Besonders hohe Gründungsquoten je 10.000 Studierende werden an kleinen Hochschulen und im Verhältnis in wirtschaftlich schwachen Bundesländern erreicht, nämlich im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Brandenburg. Bezogen auf die Gründungen je 10.000 Studierende korreliert der Baustein Gründungsunterstützung am stärksten von allen Bausteinen.

Nimmt man lediglich die Hochschulen, die sowohl bei der Vorgängerbefragung zu 2017 als auch bei der aktuellen Befragung zu dieser Frage geantwortet haben, so zeigt sich eine Steigerung der Gründungen um 13 Prozent, nämlich von 1.658 auf 1.872 bei annähernd gleichen Studierendenzahlen. Von den Gründungen im Jahr 2019 sind mindestens 781 Einzelgründungen und 1.370 Teamgründungen, 984 beruhen auf Wissens- und/oder Technologietransfer aus der Hochschule und 186 auf Patenten, Gebrauchsmustern und anderen konkreten Schutzrechten.

Zur Gründungsform: 607 Gründungen wurden als Einzelgründungen, 456 als Personengesellschaften und 1.046 als Kapitalgesellschaften deklariert. Zur Datenvalidität: 102 der 157 Hochschulen mit mindestens einer Gründung stellten eine überprüfbare Liste mit den Gründungsnamen und zugehörigen Rechtsformen zur Verfügung.
 

Förderung in der Gründungsphase – EXIST
Es gibt zahlreiche Förderprogramme für Gründerinnen und Gründer in Deutschland. Sie ermöglichen den Gründungspersönlichkeiten häufig mit einer Grundfinanzierung überhaupt den Start sowie den Aufbau in den ersten Monaten oder Jahren. Selbstredend sind Gründungen, die gänzlich ohne Förderungen auskommen und sich schnell selber tragen, die Wunschvorstellung – die Realität sieht aber häufig anders aus und gerade bei hochinnovativen und komplexeren Gründungsideen bedarf es nahezu immer einer Startunterstützung. Da die Förderungen zumeist an gute wirtschaftliche Erfolgsaussichten sowie weitere Kriterien geknüpft sind, sprich, die Ideen einer weiteren Qualitätskontrolle unterzogen werden, haben sich Förderungen als ein Proxy zur Messung der Qualität der Ausgründungen etabliert.

197 Gründerstipendien und 30 Forschungstransferförderungen gab es an den am Gründungsradar teilnehmenden Hochschulen im Jahr 2019.

 

Herausstechend im universitären Kontext sind die Förderungen der EXIST-Linie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Für Gründerinnen und Gründer dabei besonders interessant sind das EXIST-Gründerstipendium sowie die Förderung im Rahmen des EXIST-Forschungstransfers, in welchem der Fokus vor allem auf stark forschungsbasierten Gründungsvorhaben liegt, die mit aufwendigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind. Die Förderlinien werden vom Projektträger Jülich betreut und begleitet. Gemäß den Zahlen des Projektträgers Jülich gab es im Jahr 2019 von den am Gründungsradar teilnehmenden Hochschulen 323 Anträge für das Gründerstipendium und 82 Anträge für die Förderung Forschungstransfer. 197-mal wurde das Gründerstipendium vergeben, 30-mal die Förderung Forschungstransfer. Universitäten stellen dabei in Relation zur Studierendenzahl mehr Anträge und erhalten mehr Vergaben als Fachhochschulen.

In absoluten Zahlen war die Technische Universität München sowohl bei den eingereichten Anträgen als auch Fördervergaben führend. Bezogen auf die Studierendenzahl waren die Hochschule Worms, die Technische Universität Hamburg sowie die Technische Universität Bergakademie Freiberg beim Gründungsstipendium sehr erfolgreich.

 
Förderung in der Gründungsphase – Weitere Förderungen
Wie erwähnt, gibt es noch zahlreiche weitere Förderprogramme. Insgesamt gaben die teilnehmenden Hochschulen im Jahr 2019 778 Förderungen mit mehr als 2.000 Euro außerhalb der EXIST-Programme an. Von diesen konnten mindestens 757 Gründungen profitieren. Quellen der Förderungen waren vor allem Förderprogramme der Bundesländer (zum Beispiel Gründerstipendien in Berlin, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, das bayerische Förderprogramm zur Unterstützung des leichteren Übergangs in eine Gründerexistenz FLÜGGE, das Hessen Idee-Stipendium und viele mehr). An 42 Hochschulen konnten zudem Mittel aus den Förderprogrammen der Europäischen Union eingeworben werden. Auch Förderprogramme der Wirtschaft, der Wirtschaftsförderung, (Aufbau-)Banken und des Bundes außerhalb von EXIST helfen bei der Unterstützung der Gründungspersönlichkeiten. Schaut man sich die Förderungen außerhalb von EXIST nach Bundesland an, so zeigen sich bezogen auf die Studierendenzahl besonders viele in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Bremen.
 

Pitchen an der Hochschule
Fest zur Kultur der Start-up-Szene gehören Pitch-Events – die Geschäftsideen werden in einem Kurzvortrag möglichen Investorinnen und Investoren und/oder strategischen Partnern vorgestellt. Es zählen nicht nur die Idee an sich, sondern auch Performance, die Fähigkeit zum Networken und gegebenenfalls Verhandlungsgeschick. An den auf die zugehörige Frage antwortenden 184 Hochschulen gab es im Jahr 2019 433 Pitch-Events. Über alle Hochschulen hinweg waren es zwei derartige Veranstaltungen je 10.000 Studierende.