Gesamtranking
Der Gründungsradar liefert eine Übersicht, wie einzelne Hochschule in der Gründungsförderung im Vergleich in ihrer Größengruppe abschneiden.
Der Gründungsradar des Stifterverbandes und der Heinz Nixdorf Stiftung vergleicht Hochschulprofile in der Gründungsförderung an deutschen Hochschulen.
Hochschulen als Ideenschmieden spielen eine zentrale Rolle für ein lebendiges Innovationsgeschehen. Gründungen durch Studierende und Forschende sind ein Weg, um Innovationen in Form von Ideen, Technologien und Wissen aus der Hochschule in die Gesellschaft zu tragen. Hierfür bedarf es eines wirkungsvollen Gründungsklimas an den Hochschulen. Hochschulen können dies durch eine entsprechend verankerte Gründungsförderung, Sensibilisierung und Unterstützungsangebote entscheidend selbst gestalten. Der Gründungsradar vergleicht die Hochschulen in der Gründungsförderung und gibt Hinweise für die Entwicklung der Gründungskultur an deutschen Hochschulen.
Zum nunmehr vierten Mal hat der Gründungsradar die Gründungskultur an Hochschulen in Deutschland in den Blick genommen. Im Fokus steht die Frage, wie Hochschulen die Gründung von Unternehmen fördern – durch Gründungssensibilisierung und -unterstützung sowie durch institutionelle Verankerung einer nachhaltigen Gründungskultur. In die Bewertung floss aber auch ein, welche Gründungsaktivitäten dabei am Ende realisiert werden, das heißt, welchen Output die Bemühungen in der Gründungsförderung hervorbringen.
Der Gründungsradar in seiner Gesamtheit der bisherigen vier Erhebungswellen zeigt einige positive Entwicklungen auf – und tatsächlich: Es ist viel passiert in der Gründungsförderung verglichen mit 2012. Hatte der Gründungsradar 2012 mit der Gründungsförderung eher ein Nischenthema beschrieben, so ist sie heute aus den Hochschulen nicht mehr wegzudenken. Sie ist institutionell verankert in Hochschulleitungen und Entwicklungszielen und viele Hochschulen konnten über die Jahre in allen vier Dimensionen Fortschritte machen.
Als Schwerpunktthema hat der Gründungsradar 2018 die Gründungsaktivitäten untersucht. Gründungsförderung ist kein Selbstzweck, sondern soll innovative Ideen in erfolgreiche
Gründungen umsetzen und eine nachhaltige Gründungskultur entwickeln. Die tatsächlichen Gründungsaktivitäten sind dabei ein zentrales Kriterium für die Bewertung von Gründungsförderung. Doch sie sind bei Weitem nicht das einzige. Gründungsförderung hat viele Effekte und die Gründungen und Gründungsvorhaben selbst sind genauer zu betrachten: Werden wissensintensive und/oder innovative Geschäftsideen in zukunftsträchtigen Märkten oder bereits existierende Geschäftsideen angeschoben und Selbstständigkeit in bekannten Mustern gefördert? Sind die Hochschulen an den Gründungen beteiligt? Wieso scheitern Gründungen und Gründungsvorhaben? Wer gründet? Und welche Effekte haben die Gründungen auf Gründer, unterstützende Hochschule, Region und Gesellschaft?
Innovative und erfolgreiche Start-up-Unternehmen,
die sich aus Hochschulen ausgegründet haben, im Porträt:
syqlo
Vermessungstechnik 4.0
InProSens
Intelligente Sensorik
Nanoscribe
Filigraner 3-D-Druck
Naventik
Mehr Präzision beim autonomen Fahren
Die guten Nachrichten aus dem Gründungsradar dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen: Ressourcen bleiben ein zentraler Erfolgsfaktor. Die Abhängigkeit von Drittmitteln, insbesondere der EXIST-Förderlinie in der Gründungsförderung bleibt hoch. Es ist Aufgabe von (Hochschul-)Politik auf Bundes- und Landesebene, sich nicht auf den bisherigen Erfolgen auszuruhen, sondern die Gründungsförderung an Hochschulen weiter finanziell und ideell zu fördern. Einzelne Bundesländer, wie beispielsweise NRW mit seinem Programm "Exzellenz Start-up Center.NRW" oder Baden-Württemberg mit der Förderlinie "Gründungskultur" gehen dies an. Auch auf Bundesebene werden durch die Fortführung der EXIST-Programme seitens des BMWi und durch die Initiative "StartUpLab@FH" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung weitere Anstrengungen unternommen.
Durch die Konjunktur des Gründungsthemas auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene wurden in den letzten Jahren zahlreiche, teils auch parallele oder in Konkurrenz zueinander stehende Förderstrukturen geschaffen. Für Gründer selbst ist insbesondere das regionale Unterstützungsangebot an vielen Standorten unübersichtlich geworden. Die Zukunft der Gründungsförderung ist also nicht nur abhängig von einer stabilen Finanzierung, sondern es bedarf einer Klärung der Rollen der verschiedenen Akteure in der Gründungsförderung. Nur wenn sich Handelskammern, Wirtschaftsförderer und Hochschulen innerhalb einer Region in ihren Angeboten und Prozessen abstimmen und ein kohärentes Angebot entwickeln, können Gründungen in Zukunft noch besser gefördert werden.
Was für das Vorantreiben von Gründungen durch die Politik gilt, gilt auch für das Monitoring von Gründungsförderung und deren Effekte. Im Gründungsradar wurde deutlich, dass die Rolle von arbeitsteiligen Netzwerkstrukturen zunimmt und nicht die Aktivitäten der einzelnen Hochschule alleine zum Erfolg führen. Auf diese Potenziale einer regionalen Gründungsförderung lohnt ein genauer Blick. Aber auch in der hochschulpolitischen Diskussion zum Thema Transfer lassen sich mindestens zwei Entwicklungen benennen, die für ein Monitoring der Gründungsförderung zukünftig relevant sind. Erstens setzt sich ein erweitertes Transferverständnis durch, das Wissens- und Technologietransfer in Wirtschaft und Gesellschaft umfasst. Die Förderung von Gründungen mit technologischem oder auch gesellschaftlichem Fokus muss auch in diesem Kontext betrachtet werden. Zweitens zeigt sich daraus resultierend in den Hochschulen, dass die Gründungsförderung innerhalb der Institution zunehmend in übergreifende Transfer- und Kooperationsstrukturen eingebunden ist. Eine gesonderte Bewertung hinsichtlich Ressourcen oder Aufgaben wird dadurch zunehmend schwierig und erscheint auch nicht mehr sinnvoll.
Als Antwort darauf bietet sich ein breiter angelegtes Monitoring – ein Kooperationsradar – an. Dieser sollte nicht nur die Gründungsförderung, sondern die Förderung von Transfer und Kooperation an Hochschulen insgesamt in den Blick nehmen. Institutionelle Verankerung von Transfer und Kooperation, Sensibilisierungsaktivitäten und Servicestrukturen für transferaktive Wissenschaftler sowie konkrete Ergebnisse in diesem Handlungsfeld werden aktuell noch nicht vergleichend in den Blick genommen.
Gründungen sind und bleiben ein unbestritten wichtiger Faktor für gesellschaftliche Veränderung, Innovation und wirtschaftliche Erneuerung. Hochschulen sind als Quelle für Ideen mit ihrem innovativen Umfeld, ihren Möglichkeiten und Netzwerken prädestiniert für die Förderung von Gründungsinteressierten.
Der Gründungsradar wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert und vom Stifterverband in Kooperation mit der Heinz Nixdorf Stiftung durchgeführt.