Gründungs­radar

Der Gründungsradar des Stifterverbandes vergleicht Hochschulprofile in der Gründungsförderung an deutschen Hochschulen.

Interaktives Datenportal

Gründungsradar 2022

Der Gründungsradar vergleicht zum sechsten Mal die Gründungsförderung an deutschen Hochschulen qualitativ und quantitativ. Die Hochschulen sind zentrale Akteure in Hinblick auf Gründungen und Innovationen. Die vorliegende Ausgabe nutzt die gleiche Methodik und das gleiche Indikatorenset wie die vorhergehende Befragung 2020. Somit sind Zeitvergleiche zwischen den Erhebungen möglich. An der Befragung nahmen 196 Hochschulen teil, für die das Thema Gründungsförderung eine Rolle spielt (184 im Jahr 2020). Der Gründungsradar bietet damit eine valide Datengrundlage für das Gründungsgeschehen und die Gründungsförderung an deutschen Hochschulen.

Gründungsförderung in Zahlen

Zusammenfassung der Kernergebnisse

  • Spitzenreiter des Gründungsradars 2022: In dieser Befragung erreichen die Hochschule München für die großen Hochschulen, die Hochschule Augsburg für die mittleren Hochschulen und die HHL Leipzig Graduate School of Management für die kleinen Hochschulen die meisten Punkte. Während die Hochschule Augsburg zum ersten Mal diese Spitzenposition einnimmt, erreichte die Hochschule München bereits in den Erhebungen 2012 und 2016 den Spitzenplatz. Die HHL Leipzig Graduate School of Management lag bei den kleinen Hochschulen in allen bisherigen sechs Erhebungen vorne. Gerade im Spitzenfeld liegen die Ergebnisse jedoch sehr nah beieinander und es gibt einige Hochschulen mit einer vergleichbar guten Gründungsförderung.
     
  • Zahl der Gründungen und Gründungsvorhaben entwickelt sich weiterhin positiv: Für das Jahr 2021 melden die teilnehmenden Hochschulen insgesamt 2.779 Gründungen. Dies sind etwa 12,8 Gründungen je 10.000 Studierende. Im Erhebungszeitraum 2019 (Gründungsradar 2020) waren es noch etwa 10,5 Gründungen je 10.000 Studierende und 2.176 Gründungen insgesamt. 1.108 der für das Jahr 2021 angegebenen Gründungen sind auf Basis von Wissenschafts- und/oder Technologietransfer entstanden (2019: 984) und 254 der Gründungen basieren auf Schutzrechten wie zum Beispiel Patenten (2019: 186). Zudem melden die teilnehmenden Hochschulen 10.066 Gründungsvorhaben im Jahre 2021. Zum Vergleich: Im Erhebungszeitraum 2019 wurden 7.389 Vorhaben zurückgemeldet.
     
  • Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gründungsförderung steigend, aber weiterhin mit hoher Drittmittelabhängigkeit: Einen enormen Aufwuchs gab es bei der Anzahl der in der Gründungsförderung beschäftigten Menschen an den Hochschulen. Insgesamt geben die Hochschulen 1.313 Beschäftigte (Vollzeitäquivalente, Stichtag 31. Dezember 2021) an, die in dem Bereich arbeiten. Dies ist nahezu eine Verdopplung innerhalb von zwei Jahren (2019: 684). Auf jede Vollzeitkraft kommen somit etwa 1.655 Studierende. Diese starke Steigerung ist vor allem auf die EXIST-Potentiale-Förderungen sowie den erheblichen Ausbau der Gründungsförderung in Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Exzellenz Start-up Center-Förderung seit 2019 zurückzuführen. Die Beschäftigten in der Gründungsförderung sind jedoch nach wie vor stark von Drittmitteln abhängig: Mindestens 900 der Vollzeitäquivalente sind Drittmittelstellen. Diese Drittmittelabhängigkeit wird von den Hochschulen wiederholt als Hindernis für eine gelingende Gründungsförderung angegeben.
     
  • Steigerung der Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern in gründungsrelevanten Veranstaltungen: Für das Studienjahr 2021 (Sommersemester 2021 und Wintersemester 2021/2022) geben die Hochschulen an, dass sie mehr als 300.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in mehr als 12.000 gründungsrelevanten Veranstaltungen erreicht haben. Dies ist eine deutliche Steigerung zum Studienjahr 2019 mit etwa 200.000 erreichten Teilnehmerinnen und Teilnehmern in knapp 7.500 gründungsrelevanten Veranstaltungen.
     
  • Anteil der Frauen in Gründungsteams und bei Gründungsvorhaben bei knapp einem Drittel: Der Anteil an Gründerinnen unter den Gründungspersönlichkeiten ist immer noch gering. An den Hochschulen mit spezifischen Angaben zur Anzahl der Gründungspersönlichkeiten (N=158) werden 5.217 Gründungspersönlichkeiten gezählt, davon sind 1.552 weiblich, das sind knapp 30 Prozent.
     
  • Nachhaltigkeit als bedeutender Schwerpunkt in der Gründungsförderung: Das Thema Nachhaltigkeit in der Gründungsförderung wird im Rahmen des Gründungsradars 2022 das erste Mal abgefragt. Etwa 73 Prozent der Hochschulen geben an, dass sich das Thema in der Ausrichtung der Gründungsförderung wiederfinde. An 55 Prozent der Hochschulen würden bereits konkrete Vorhaben und Projekte im Bereich Nachhaltigkeit in der Gründungsförderung umgesetzt (N=194). Rund 72 Prozent der 173 antwortenden Hochschulen geben an, dass in erster Linie die Hochschulleitungen das Thema Nachhaltigkeit an ihren Hochschulen treiben. Bei rund 75 Prozent sind es die Lehrenden, bei knapp 68 Prozent die Studierenden (Mehrfachnennungen möglich).
     
  • Auswirkungen der COVID-19-Pandemie mit Hindernissen und Chancen für die Gründungsförderung: Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Gründungsförderung werden von den Hochschulen sehr unterschiedlich beschrieben. Während die Umstellung der Veranstaltungen auf digitale Formate zwar sehr gut bewältigt wird, merkt jedoch über die Hälfte der Hochschulen an, dass geplante Programme und Projekte in der Gründungsförderung aufgrund der Pandemie nicht realisiert werden konnten. Etwa ein Drittel der Hochschulen beklagt zudem Einschränkungen im internationalen Austausch und Qualitätsverschlechterungen bei Beratungsleistungen durch die Gründungszentren.
     
  • Forderungen an die Politik: Von den Hochschulen wird wiederholt der große Wunsch nach einer Verstetigung der Finanzierung der Gründungsförderung genannt. Gleichermaßen werden die Fortführung und Verbesserung von Förderprogrammen sowie ein damit verbundener Bürokratieabbau gefordert.
     

 

Fallbeispiele

Hochschulen sind Wegbereiter. Was junge Menschen hier lernen, worüber sie nachdenken und welche Ideen sie umsetzen, prägt unsere Welt für Jahrzehnte. Angesichts des Klimawandels muss Prämisse für unser Handeln der Aspekt der Nachhaltigkeit sein: die Bedürfnisse der Gegenwart nicht auf Kosten künftiger Generationen zu befriedigen. Fallbeispiele aus vier Hochschulen zeigen, welch hohe Bedeutung Gründungsförderungseinrichtungen und Studierende dem Thema beimessen.

Der Gründungsradar wird durch die Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung
und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert
und vom Stifterverband durchgeführt.

Bis 2018 hat die Heinz Nixdorf Stiftung den Gründungsradar gefördert.